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GENESIS

für Ensemble

Genesis für Ensemble

 

nach der Federzeichnung (mit Aquarellflecken) von Paul Klee, aufgeführt in seinem Werkverzeichnis unter dem Titel I. Mose 1.14. 1914,14 Genesis der Gestirne.

 

Paul Klees Gesamtwerk ist ein weitgespanntes Universum, bestehend aus einer unendlichen Fülle künstlerischer Ideen, die, dank einem bis in die letzten technischen Raffinessen beherrschten Handwerk ihren präzisen und zwingenden Niederschlag fanden.

Ein äusserst wachsames Auge, ein sensibles Ohr (er war auch ein ausgezeichneter Geiger), gepaart mit einem feinen, aufmerksamen Sensorium für unterschwellige Vorgänge, erlaubten ihm, eine kontinuierliche, differenzierte Analyse der Geschehnisse in seinem Umfeld vorzunehmen.

Von den Kinderzeichnungen bis zu Bildern wie dem Paukenspieler, findet sich eine lückenlose Folge einer gestalterischen Arbeit, die vielschichtig, komplex  aber oft auch lapidar das Wesentliche ergründet. Sie ist einfühlsam, menschenfreundlich und vielfach humorvoll. Eine Gesamtdarstellung der condition humaine mit ihren verzweifelten, aber doch nicht hoffnungslosen Perspektiven.

Wenig später als Einsteins Geniestreich, die Formel, die die Verwandlung von Masse in Energie beschreibt, sowie sein Postulat des Vorhandenseins  von Gravitationslinsen, die erst viel später festgehalten werden konnten, zeichnet Paul Klee das Bild I. Mose 1.14 Genesis der Gestirne 1914,14, das das “Abtropfen der Sterne“ aus einem Nebel von kosmischen Partikeln, die dank der Gravitation in einem „Geburtsvorgang“ neue Himmelskörper formen, sichtbar macht. Der Künstler rückt auf diese Art die biblische Erzählung in die Nähe der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

So, wie van Gogh riesige Spiralnebel und „schwarze Löcher“ über einer Dorfkirche malt, zu einer Zeit, da die Astrophysik noch in den Kinderschuhen steckte, sieht Paul Klee Strukturen, die noch unsichtbar sind.

Die Kunst des Sichtbarmachens  war der Titel einer Klee-Ausstellung in Pfäffikon im Jahre 2000, die viele zeichnerische Studien vereinte, die die Suche nach neuen Perspektiven dokumentierten. 3000 lose Blätter, die später zu einer Buchpublikation mit dem Titel Bildnerische Gestaltungslehre  hätten geordnet werden sollen, belegen die grundlegenden Fragen, wie „chaotisch-kosmisch“, die Klee sich im Hinblick auf die Vermittlung an seine Schüler stellte.

Die dramatischen Paradigmenwechsel, die Klee erlebte, haben ihn tief gezeichnet.  Angefangen bei den bedeutenden Entdeckungen am Anfang des Jahrhunderts über die beiden Kriege, die bittere Enttäuschung der Entlassung als Professor in Düsseldorf durch die Nationalsozialisten, bis zur schweren, langen Krankheit, alles wurde  künstlerisch dokumentiert. Als Kontrast dazu wurde in unzähligen Bildern die friedliche Oase Schweiz vielfältig dargestellt.

Da waren auch diese geheimnisvollen Engelsdarstellungen. Halb menschliches, halb göttliches Wesen... ein Mysterium. Und seine Liebe zu Bach...  Die Spiritualität Klees, feinfühlig und subtil, findet ihren Niederschlag in „feinstofflichen“ Darstellungen, die sein ganzes Werk durchdringen.

J-L. D.

 

Die Komposition Genesis ist ein Versuch, diesen vielfältigen Geheimnissen eine klangliche Dimension zu verleihen.